Die Gemeinwohlbilanz

Artikel vom 30.03.2021, 18:46 Uhr.

Gemeinwohlökonomie: Das Gemeinwohl braucht starke Partner in einer starken Gemeinschaft


Manches ist schon in Richtung Gemeinwohl und nachhaltiges Wirtschaften erreicht worden, vieles steht aber noch aus. So könnte man das Fazit des 23. Stammtisches zusammenfassen, den der Verein Regio-Mark e.V. online organisiert hatte.

Armin Gläsel, Schriftführer des Regio-Mark e.V., stellte in seiner Präsentation die Grundzüge der Gemeinwohlökonomie nach Christian Felber dar. Bis jetzt, so der Referent, sind die Ideen von Christian Felber einzigartig und es lohnt sich auf jeden Fall, die gleichnamige Publikation zu lesen und zu studieren. Praktisch werden die Wertvorstellungen der Gemeinwohlökonomie durch die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz von Betrieben und Gemeinden in die Tat umgesetzt. Unternehmen wie die Münchner Sparda-Bank oder der badenwürtternbergischeOutdoor-Spezialist Vaude erstellen schon in regelmäßigen Abständen eine Gemeinwohlbilanz.

Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz erfolgt in einer sogenannten Gemeinwohl-Matrix, innerhalb derer die Themen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung beleuchtet werden. Diese Aspekte werden dann bezüglich verschiedener gesellschaftlicher Gruppen wie Eigentümer, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und das gesellschaftliche Umfeld bewertet. Eine Gemeinwohlbilanz dokumentiert den Fortschritt, den ein Unternehmen oder eine Gemeinde bei der Verfolgung dieser Ziele erreicht.

Bereits jetzt gibt es schon viele Möglichkeiten für Unternehmen und Gemeinden, so der Referent, auf freiwilliger Basis sich für den Umweltschutz zu engagieren. Schwieriger wird es, mehr für die Verbesserung des Betriebsklimas und der Arbeitszufriedenheit zu tun. Hier stehen noch nicht soviele Verbesserungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Auf den Punkt gebracht: Betriebe mit einer positiven Gemeinwohlbilanz sollten steuerlich entlastet oder bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.

Die Teilnehmer des Stammtisches waren sehr angetan von diesen Ideen. In der Diskussion ging es um die Klärung von Details, bspw: ab welcher Größe Unternehmen eine Gemeinwohlbilanz erstellen können und wer das Audit macht. Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz wird durch die Vergabe eines Testates abgeschlossen. Klar ist, eine solche Bilanz können auch kleinere Betriebe und Gemeinden erstellen, ohne dass das finanzielle Budget überzogen wird. Wichtig ist die Zielsetzung, die hinter der Erstellung der Gemeinwohlbilanz steckt: Es wird mehr für das Gemeinwohl getan –Betriebe und Gemeinde können damit öffentlichkeitswirksam werben. Ein Teilnehmer, der im internationalen Genossenschaftswesen tätig ist, berichtete, dass die Betriebsform "Genossenschaft" per definitionem schon viele Wertvorstellungen der Gemeinwohlökonomie mit Leben erfüllt.

Um diesen Punkt zu vertiefen, wird sich der nächste Stammtisch im April mit dieser Betriebsform beschäftigen. Im Mittelpunkt stehen die sieben Prinzipien der Organisation  einer Genossenschaft. Frank Bemmerlein, Experte für das Genossenschaftswesen wird das Impulsreferat halten. Es werden auch internationale Gäste aus Tansania und Kenia von den dort ansässigen nationalen Genossenschaftsdachverbänden innerhalb des Stammtisches erwartet.

Termin wird  der 20. April um 19:30 Uhr sein.


Weiterführende Hinweise: Dem interessierten Leser sei das Buch zur Gemeinwohlökonomie von Christian Felber empfohlen.


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