Arbeit der Zukunft

Artikel vom 26.09.2018, 18:55 Uhr.

Elfter Stammtisch des REGIO-MARK e.V. am 11. September 2018

Andreas Wunram, zweiter Vorsitzender des Regio-Mark e.V., führte mit einem Impulsreferat in das Thema ein. Der Fokus beim Thema Arbeit liegt heute eindeutig auf der bezahlten und erwerbstätigen Arbeit, die gemessen und bewertet werden kann. Diese Zahlen tauchen in Statistiken auf. Die Medien und Politiker nehmen sie als Maßstab für den „Wohlstand“ einer Gesellschaft her und richten ihr Handeln in bedeutendem Maße daran aus. Beim Studium aktueller Arbeiten zum Thema „Zukunft der Arbeit“ entsteht der Eindruck, so Andreas Wunram, der Staat versuche immer mehr, Teile aus der unbezahlten häuslichen Arbeit in den bezahlbaren (und damit besteuerbaren) Sektor zu verlagern, so zum Beispiel die Pflege und die Kindererziehung. Unterstützt wird er dabei auch von den Gewerkschaften, die im Interesse ihrer Mitglieder das Thema Erwerbsarbeit in der öffentlichen Diskussion bedienen. Der Anteil der unbezahlten, häuslichen Arbeit, die nach Schätzungen vor 20 Jahren noch 50 % der Wertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft ausmachten, liegt heute nur noch bei etwa 40% und hat wie auch die ehrenamtliche Vereinsarbeit - leider - keine Lobbyisten, die für öffentliche Diskussionen sorgen!

Und hier setzte dann auch die Diskussion mit den Teilnehmern aus Schwabach und Umgebung ein. Zuerst stellte sich die Frage, welche Werte sind einer Gesellschaft wichtig. Sind es Werte wie Glück, Gesundheit, Frieden oder ist es das Einkommen und Vermögen? Fragen, deren Antworten letztendlich für jeden der Teilnehmer individuell klar formuliert werden konnten! Nur: wie kann eine Gesellschaft ihre Zukunft daran ausrichten und den Erfolg messen bzw. bewerten?

Ein bedeutender Anteil der Diskussion wurde dem Thema Automatisierung der Arbeit gewidmet. Triebfeder ist neben der Rationalisierung, die viele Arbeitskräfte freisetzt bzw. ersetzt, auch die technischen Möglichkeiten, von denen wir heute nur den Hauch einer Ahnung haben. So wie der Einsatz von Robotern in der Altenpflege, wie es in Japan schon praktiziert wird. Die Forschung geht verstärkt in Richtung der „Entmenschlichung“, so dass Emotionen von Robotern verstanden und auch ausgedrückt werden können.

Ein Einwand kam: Sind wir dann noch Menschen, wenn wir alles Automatisieren und „nicht mehr im Schweiße unseres Angesichts, unser Brot essen“? Gehört nicht die körperliche Arbeit zum Menschsein dazu? Wie sehr würden uns implantierte Chips, die uns Tür und Tor öffnen, unsere Bezahlungen erledigen, uns konditionieren, die unserem menschlichen Wesen total widersprechen – wie zum Beispiel das Zurückziehen in Stille und nicht überwachten Räumen! Oder wie sehr verändert das Eingreifen der Medizin in den biologischen Prozess des Alterns uns Menschen, so dass wir in den nächsten Generationen eine doppelt so hohe Lebenserwartung wie heute haben? Sind wir dann noch Menschen oder gelten wir dann als „Zombies“?

Hier zeigten die Fragen und die leidenschaftlich diskutierten Antworten, wie sehr sie den Teilnehmer am Herzen liegen, wie sehr sie nach Ausdruck und Öffentlichkeit suchen, jedoch leider zu wenig in den öffentlichen Raum vordringen. Karin Holluba, eine engagierte Umweltaktivistin und Stadträtin, wurde sehr persönlich, als sie auf ihren eigenen Lebensweg zurückblickte. So habe sie und in Abstimmung mit ihrer Familie bewusst Anfang der 80erJahre, als die öffentliche Diskussion in Anbetracht der relativ hohen Arbeitslosigkeit in Richtung „Arbeitsplätze teilen“ ging, auf eine bezahlte Arbeit verzichtet. Durch dieses Verhalten sollten jüngeren Menschen die Möglichkeit erhalten, eine Arbeitsstelle wahrzunehmen und ihren Lebensunterhalt sinnvoll zu bestreiten. Im Nachhinein ist diese Diskussion der Arbeitsteilung im Sinne einer sozialen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung versandet und wich einer weiteren Individualisierung mit einem starken Fokus auf die private Vermögensbildung mit Absicherung des Lebensstandards im Alter!

Daher kam die Frage auf, ob auch diese essentiellen gesellschaftlichen Fragen wie Umweltschutz, globalen Frieden oder Arbeit für alle im Sande verlaufen und dem Streben der Menschen nach hohen Einkommen, Vermögen und hohen dauerhaften Renten weichen? Trotz aller Tendenzen zur Individualisierung und „Egoismus“ in unserer Gesellschaft war die Diskussionsrunde optimistisch und zuversichtlich, was die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft und Arbeit anging. Fragen wie „wohin wollen wir uns als Gesellschaft entwickeln“ müssen gestellt und diskutiert werden. Im Zeitalter der Globalisierung auch weltweit! Dafür war dieser Stammtisch ein wunderbarer Anfang, verbunden mit der Hoffnung, immer wieder zukunftsfähige Überlegungen für Schwabach und den Menschen in der globalen Welt zu formulieren.

Beim nächsten Stammtisch am 20. November um 19:30 Uhr im Mehrgenerationenhaus Flurstraße 52 werden wir uns mit den „zukünftigen Bedürfnissen der Menschen“ auseinandersetzen. Es dürfte wie immer ein spannender und unterhaltsamer, diskussionsfreudiger Abend werden. Herzliche Einladung an alle Interessenten!


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