Schönes neues Geld

Artikel vom 07.02.2022, 17:49 Uhr.


Bezahle mit Deinen guten Daten!

Deutsche Bürger bezahlen immer weniger mit Bargeld, so dass der Bestand an Bargeld innerhalb des Geldkreislaufes immer mehr abnimmt.

Schon vor dem Ausbruch der Corona-Krise bestellten die Bürger immer häufiger ihre Waren im Internet! Eine Tendenz, die sich während der C.-Pandemie weiter verstärkte und die der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring mit seinem Buch „Schönen neues Geld“ bereits im Jahre 2018 kritisch hinterfragte.

Clemens Koch, 1. Vorsitzender des Vereins Regio-Mark e.V., stellte innerhalb des 31. Stammtisches dieses Buch vor.

Das Buch gliedert sich in fünf Kapiteln. Im ersten Kapitel geht es um eine „Besser-als Bargeld-Allianz“, die sich 2012 unter Führung von Kreditkarteninstituten, großen Hightech Firmen und mehreren Regierungen gebildet hat, um den digitalen Zahlungsverkehr weltweit zu beschleunigen. Wichtig ist hier zu sehen, dass es eine weltweit koordinierte Aktion ist, die wiederholt mit dem Slogan „Krieg gegen das Bargeld“ auftrat.

Im zweiten Kapitel wird beschreiben wie erste Versuche des digitalen Zahlens  in Indien und Kenia vorangetrieben wurden. Als Argument wurde angebracht, dass das Bezahlen mit digitalem Geld  billiger sei und die Ländern ein enormes Wirtschaftswachstum in Aussicht gestellt wurde. Auch die Mikrokredite, einst sehr euphorisch gehypt, um auch die ärmsten Menschen an das wirtschaftliche Leben teilhaben zu lassen, waren bald nur noch digital erhältlich. Der Preis: Mit der Einrichtung eines Bankkontos wurden gleich die biometrischen Daten erfasst – Grund: Kontrolle potentieller Flüchtlingsströme.

Im dritten Abschnitt geht es darum wie die „Schattenmächte“, das sind transnationale Netzwerke wie G20, OECD, BIZ oder WEF um nur wichtigsten zu nennen, die Regeln für den internationalen Geldverkehr bestimmen. Am Beispiel einer Arbeitsgruppe für finanzielle Aktionen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (FATF), die bei der OECD angesiedelt ist, macht der Autor deutlich, wie hier amerikanische Interessen gegen Länder wie Iran und Nordkorea durchgesetzt werden. Ebenso beschreibt er detailliert den bei der BIZ in Basel angesiedelten Ausschuss für Bankenaufsicht. Deren selbsternanntes Mandat ist es, „globale Standards für die Regulierung und Aufsicht von Banken zu setzen, und deren Umsetzung in den Mitgliedsländern und darüber hinaus zu kontrollieren.“ Vorschläge, die von diesen Ausschüssen kommen, wie z.B. gewisse Bargeldobergrenzen festzulegen, werden von den nationalen Parlamenten meistens eins zu eins durchgewunken!

Im vierten Abschnitt wird am Beispiel von PayPal beschrieben, wie viele Unternehmen Daten von einiger einzigen Transaktion Daten erhalten. Es sind über 30! Der Autor geht der Frage nach, wie die weitere Entwicklung von Amazon sein könnte, die 2017 bereits fast 50 % des gesamten Online-Handels in der westlichen Welt abwickelten. Amazon weiß, was seine Kunden einkaufen, wonach sie suchen, was sie interessiert. Während Banken nur das Geld des Kunden sehen, hat Amazon ein Vielfaches an Daten und ein genaues Persönlichkeitsprofil. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Amazon ins Bankgewerbe wagt und eine eigene Währung herausgibt, um diese beiden Datenwelten miteinander zu verbinden.

Im letzten Abschnitt geht es um die Alternativen. Norbert Häring sieht die Kryptowährungen wie Bitcoin als keine echten Alternativen, den transnationalen Kontrollwahn zu entkommen. Grund: erstens ist die Kontonummer zwar anonym, aber es ist nur eine Frage der Zeit und des Aufwandes, eine Verbindung zw. Konto und Person herzustellen. Darüber hinaus stecken die großen Player aus dem Silicon Valley, PayPal und vermutlich auch der amerikanische Geheimdienst hinter der Entwicklung und der Infrastruktur der Kryptowährungen.

Eventuell wäre die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes eine Lösung. Dies bedeutet, dass jeder Bürger ein Konto bei der Zentralbank unterhält und die Macht der Geschäftsbanken sowie Internetkonzerne eingeschränkt wird. Die Zentralbank hat dann die Kontrolle über das Bargeld und kann dann den Gebrauch besser steuern. Um den Machtmissbrauch seitens des Staates zu begrenzen, z.B. bei der Einführung von Negativzinsen, müsste eine fließender Geldtransfer zu privaten Geschäftsbanken existieren. Das ist allerdings die Frage, ob das gelingt, denn wo werden die Anreize und Verdienstmöglichkeiten der Geschäftsbanken liegen, wenn es jeder Bürger nur noch bei der Zentralbank ein Konto hat?

Fazit: Aus dem Buch wird ersichtlich, dass es den großen Lenkern dieser Welt um Kontrolle geht. Geld ist eine Sache des Vertrauens. Bitcoin und Blockchain sind nur ein Synonym, um fehlendes Vertrauen wieder zu ersetzten. Echtes Vertrauen kann nicht durch Technik ersetzt werden. Die Debatte des Stammtisches zeigte, dass jeder von uns wieder mehr Bargeld benutzen sollte! Gewissermaßen als Gegenbewegung gegen den zunehmenden Internethandel und Kontrollwahn. Vor allem, um die lokale Wirtschaft und die Region zu stärken. Letztendlich, um die Begegnung von Mensch zu Mensch zu fördern. Hier hat Bargeld seinen Sinn: es ist Kommunikationsmittel zwischen Menschen!


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